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Paritätischer erklärt Pflegeversicherung für gescheitert

Fast jeder zweite Heimbewohner ist auf Sozialhilfe angewiesen. Der Paritätische fordert die Einsetzung eines Runden Tisches.

Als Beleg des Scheiterns bewertet der Paritätische Wohlfahrtsverband die heute vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Zahlen über den Anstieg der Sozialhilfeleistungen für Pflegebedürftige („Hilfe zur Pflege“). Demnach erhielten 2012 rund 439.000 Menschen Hilfe zur Pflege. Gegenüber 2011 stieg die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger um 3,8 Prozent. Die Träger der Sozialhilfe gaben 2012 netto rund 3,2 Milliarden Euro für diese Leistungen aus, 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Paritätische Gesamtverband macht auf eigene Berechnungen aufmerksam, wonach mittlerweile fast die Hälfte der in Heimen lebenden Menschen auf Sozialhilfe angewiesen ist. Der Paritätische fordert die Einsetzung eines Runden Tisches für eine grundlegende Revision der Pflegeleistungen.
„Das Ziel der sozialen Pflegeversicherung, Menschen im Falle der Pflegebedürftigkeit zuverlässig vor Armut zu schützen, ist komplett gescheitert. Nicht einmal zwanzig Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung ist die Sozialhilfe für Pflegebedürftige in Heimen quasi zum Regelfall geworden und die Pflegeversicherung damit ad absurdum geführt“, kritisiert der Pflegeexperte und Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes Werner Hesse. Nach eigenen Berechnungen des Verbandes sind mittlerweile über 40 Prozent der Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen.
Der Paritätische fordert die Einsetzung eines Runden Tisches von Politik, Pflegekassen und Wohlfahrtsverbänden, um die Pflegeleistungen neu zu organisieren. „Wir brauchen einen kompletten Neuanfang und müssen das System vom Kopf auf die Füße stellen. Wir können nicht an einem System festhalten, das nachweislich nicht funktioniert und Menschen massenhaft in Armut stürzen lässt, sobald sie pflegebedürftig werden. Hier sind alle verantwortlichen Akteure in der Pflicht, neue Lösungen zu entwickeln“, so Werner Hesse.