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Die Armut wächst

In Hessen die Armutsgefährdungsquote binnen eines Jahres um fünf Prozent gestiegen. Das geht aus dem Bericht zur regiolalen Armutsentwicklung hervor, den der PARITÄTISCHE Gesamtverband veröffentlicht hat.

PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband legt Armutsbericht vor

In Hessen wächst die Armut, jeder achte Bürger ist betroffen. Das geht aus dem Bericht zur regionalen Armutsentwicklung hervor, den der PARITÄTISCHE Gesamtverband heute veröffentlicht hat. Demnach ist die Armutsgefährdungsquote in Hessen binnen eines Jahres um fünf Prozent gestiegen. 2011 lag sie bei 12,7 Prozent der Gesamtbevölkerung,  2010 waren es erst 12,1 Prozent. Im Bundesdurchschnitt hat sich die Armutsgefährdungsquote im gleichen Zeitraum um vier Prozent von 14,5 Prozent auf 15,1 Prozent erhöht. Im Ranking der Bundesländer bleibt Hessen unverändert auf Platz drei, hinter Baden-Württemberg und Bayern.

„Diese negative Entwicklung ist erschreckend“, sagte Günter Woltering, Landesgeschäftsführer des PARITÄTISCHEN Hessen. „Auch bei uns in Hessen geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Hier muss die Politik gegensteuern.“

Anlass zur Sorge sei auch das deutliche regionale Gefälle, betonte Woltering. In Nordhessen beträgt die Armutsgefährdungsquote nach den jüngsten Zahlen des PARITÄTISCHEN 15 Prozent, in Mittelhessen 14,8 Prozent, in Osthessen 13,5 Prozent, im Rhein-Main-Gebiet 11,5 Prozent und in Südhessen 11,4 Prozent. Leicht gesunken ist der Anteil der Menschen, die Leistungen nach SGB II  beziehen - auch Hartz IV genannt. In Hessen lag die Quote 2011 bei 8,5 Prozent, ein Jahr zuvor noch bei 9,1 Prozent.

Aus Sicht des PARITÄTISCHEN ist diese Entwicklung allerdings kein Grund zur Freude. Dass die Einkommensarmut seit 2006 bundesweit wächst, während die SGB II-Quote sinkt, sei vielmehr „ein unübersehbarer Fingerzeig auf prekäre, nicht auskömmliche Beschäftigungsverhältnisse“.

Der Anteil der Menschen, die SGB II-Leistungen beziehen, ist in Offenbach am höchsten, dort liegt die Quote bei 18,8 Prozent. Schlecht schneiden im Vergleich zwischen den hessischen Kreisen und kreisfreien Städten auch Kassel mit 14,4 Prozent und Wiesbaden mit 14,1 Prozent ab. In Frankfurt liegt die SGB-II-Quote bei 12,4 Prozent – mehr als doppelt so hoch wie im Main-Taunus-Kreis und dem Rheingau-Taunus-Kreis mit 5,1 Prozent. In diesen beiden Kreisen ist die SGB II-Quote hessenweit am niedrigsten, es folgt der Hochtaunuskreis mit 5,2 Prozent.

„Alarmierend ist auch, dass die positive Wirtschaftsentwicklung im vorigen Jahr die Armut nicht hat sinken lassen“, kommentierte Landesgeschäfts-führer Woltering. 2010 hat der Wirtschaftsaufschwung noch dazu geführt, dass die Armutsgefährdung bundesweit minimal um 0,1 Prozentpunkte zurückging. 2011 konnte dagegen kein positiver Zusammenhang mehr zwischen Wirtschafts- und Armutsentwicklung festgestellt werden. Im Gegenteil: Zwar wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 3,9 Prozent, der Anteil der Menschen in  Armut stieg jedoch ebenfalls um 4,1 Prozent.

Als armutsgefährdet gelten Personen in Haushalten, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens beträgt. 2011 lag die so errechnete Armutsschwelle in Deutschland für einen Singlehaushalt bei 848 Euro, für eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1781 Euro.