23,7 Prozent der Menschen in Hessen leben in Armut, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Das sind 8,2 Prozentpunkte mehr als nach der konventionellen Berechnung, die für Hessen eine Armutsquote von 15,5 Prozent ergibt. Die hohen Mieten schlagen dabei in Hessen überdurchschnittlich stark zu Buche: Bundesweit sind 21,2 Prozent der Bevölkerung von Wohnarmut betroffen. Diese alarmierenden Zahlen gehen aus einer Studie hervor, die der Paritätische Gesamtverband heute veröffentlicht hat. Demnach belasten die steigenden Mieten Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional. Viele Haushalte geben inzwischen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus - manche sogar mehr als die Hälfte.
„Um Armut wirksam zu bekämpfen, müssen die Wohnkosten begrenzt werden“, sagt Dr. Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen. „Dafür muss auf Bundesebene unbedingt die Mietpreisbremse verlängert werden, die nach dem Ende der Ampel-Koalition wegzufallen droht. Aber auch die hessische Landesregierung muss dringend etwas gegen den Mietenwahnsinn tun. Das von der Landesregierung gestartete Hessengeld leistet keinen Beitrag dazu, den Höhenflug der Mieten zu bremsen und Wohnen wieder für alle bezahlbar zu machen. Es wäre zielführender, wenn die Landesregierung dieses Geld in den Bau von Sozialwohnungen investieren würde.“
In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Sozialwohnungen in Hessen mehr als halbiert. Mehr als 50.000 Menschen stehen auf den Wartelisten für Sozialwohnungen. „Um eine Trendwende zu erreichen, müssten jährlich mindestens 10.000 neue Sozialwohnungen geschaffen und eine zeitlich unbefristete Sozialbindung eingeführt werden“, fordert Lars Lauer, Referent für Soziale Notlagen beim Paritätischen Hessen: „Zudem darf die energetische Sanierung, die aus Klimaschutzgründen massiv ausgeweitet werden muss, nicht zu Verdrängung und einer Erhöhung der Warmmieten führen.“
Die Studie des Paritätischen Gesamtverbands basiert auf einer Sonderauswertung durch das Statistische Bundesamt. Sie berücksichtigt erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom). Basierend auf den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden die Einkommen um die Wohnkosten bereinigt und so eine Wohnarmuts-Grenze ermittelt. Diese Wohnarmuts-Formel macht ein bislang unsichtbares Ausmaß der Armut sichtbar.
Die Studie können Sie unter diesem Link herunterladen.