Fast jede sechste Person in Hessen lebt in Armut, das sind rund eine Million Menschen. Das geht aus dem Armutsbericht hervor, den der Paritätische Gesamtverband heute in Berlin veröffentlicht hat. Demnach liegt die Armutsquote in Hessen für 2024 bei 15,5 Prozent. Damit stagniert sie im Vergleich zum Vorjahr und entspricht dem Bundesdurchschnitt. Im Ländervergleich liegt Hessen auf dem siebten Platz und damit im Mittelfeld. „Es ist keine Verbesserung in Sicht. Armutsbekämpfung bleibt eine zentrale sozialpolitische Herausforderung“, betont Dr. Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen.
„CDU und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag für Hessen einen ressortübergreifenden Aktionsplan gegen Armut mit einem Schwerpunkt auf Vermeidung und Bekämpfung von Kinderarmut angekündigt“, sagt Lars Lauer, Referent Soziale Notlagen beim Paritätischen Hessen: „Dieser sollte jetzt zügig auf den Weg gebracht werden.“ Der Paritätische Hessen appelliert an die Landesregierung, die Armutsbekämpfung mit ganzheitlichen Konzepten anzugehen. Dabei ist auch eine bessere soziale Infrastruktur von zentraler Bedeutung. Denn wenn Kinder und pflegebedürftige Angehörige nicht ausreichend versorgt sind, ist für viele keine auskömmliche Erwerbstätigkeit möglich. Fehlende Kita-Plätze und Lücken in der Pflege treiben vor allem Frauen, die den Großteil der Care-Arbeit übernehmen, in die Armut. „Kürzungen im Sozialen dürfen trotz knapper Kassen keine Option sein“, sagt Dr. Yasmin Alinaghi. „Im Gegenteil muss die Landesregierung in diesem Bereich kräftig investieren.“
Der Armutsbericht des Paritätischen zählt einer EU-Konvention entsprechend Haushalte als arm, die mit ihrem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens liegen. Diese Armutsschwelle lag 2024 bei einer alleinstehenden Person bei einem monatlichen Einkommen von 1.381 Euro, bei einem Paar ohne Kinder bei 2.072 Euro. Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gelten nach dieser Definition als armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1.795 Euro monatlich zur Verfügung haben. Bei einem Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren sind es 2.900 Euro.
Den Armutsbericht des Paritätischen finden Sie unter diesem Link.