Die 1950er Jahre

Wichtige Spendensammlung

Mit dem Rückenwind des Marshall-Plans geht der Wiederaufbau in den Westzonen Deutschlands zügig voran. Zum Jahresbeginn 1950 wird die Ausgabe von Lebensmittelkarten eingestellt. Die Versorgungslage hat sich stabilisiert. Die soziale Marktwirtschaft und der Aufbau des Sozialstaats nehmen Form an. Auch die extrem hohe Zahl von bundesweit zwei Millionen Arbeitslosen geht deutlich zurück. Doch noch ist die Wohnungsnot groß, vor allem im Rhein-Main-Gebiet. Im Februar 1950 meldet das Wohnungsamt der Stadt Frankfurt etwa 100.000 Wohnungssuchende.

Tausende Wohnungslose sind in Massenquartieren untergebracht werden, zum Teil in Bunkern, die von der Heilsarmee, einer damaligen Mitgliedsorganisation des Paritätischen, bewirtschaftet werden. Viele der dort lebenden Menschen sind Evakuierte aus zerstörten Häusern, aber auch eine große Zahl von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus dem Osten sowie Übersiedler aus Ostdeutschland.

Die Mitgliedsorganisationen haben unendlich viel zu tun zur Linderung der Not. Schwerpunkte liegen beispielsweise bei der Hilfe für Nichtsesshafte und für Wanderarbeiter. Es gilt, viele entwurzelte Jugendliche von der Straße zu bekommen, die sich irgendwie – manchmal auch mit Straftaten – durchschlagen. Witwen und Waisen müssen versorgt werden, ebenso die große Zahl der Kriegsversehrten und der Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft, die körperlich und seelisch schwer mitgenommen sind. Der Paritätische Landesverband betreibt selbst mehrere Lehrlingsheime, Wohnheime für Jugendliche und Studentenheime.

Hessens Innenminister Heinrich Zinnkann fordert 1950 in seinem Weihnachtsaufruf die Verbände der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege und die Bürgermeister in Hessen auf, sich an Weihnachten den Spätheimkehrern und den Angehörigen von noch nicht zurückgekehrten Kriegsgefangenen besonders zuzuwenden.

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Der Paritätische Hessen bemüht sich um Zuschüsse und Wiederaufbau-Darlehen für seine Mitgliedsorganisationen. In einem Flugblatt weist der Landesverband 1951 darauf hin, dass dem Staat alleine in Hessen in den Einrichtungen der geschlossenen Fürsorge durch die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege dem Staat jährlich Ausgaben in Höhe von 20 Millionen Deutschen Mark erspart werden. Bei dieser Leistung stehe der Paritätische Landesverband Hessen an dritter Stelle. Für ihre Arbeit sind die Mitgliedsorganisationen und Einrichtungen auf Spenden angewiesen, da die staatliche Unterstützung nicht ausreicht. Und auch die Stiftungen, die in Frankfurt von jeher eine große Rolle gespielt haben, können infolge des Krieges nicht mehr die gewohnte finanzielle Unterstützung bieten. Den Spenden-Sammelaktionen des Verbands kommt daher große Bedeutung zu. Dabei kamen Sammelbüchsen zum Einsatz, wie die oben im Bild gezeigt.