Kritik am sozialen Kahlschlag

Folgen der "Operation Sichere Zukunft"

Mit dem beschönigend als „Operation Sichere Zukunft“ bezeichneten Sparpaket holt die hessische Landesregierung unter Ministerpräsident Roland Koch (CDU) 2003 zum Kahlschlag in der sozialen Arbeit aus. Der Paritätische und viele andere Organisationen reagieren mit Demonstrationen, Unterschriftenaktionen und Protesten.

Günter Woltering, der von 1983 bis 2017 Landesgeschäftsführer des Paritätischen Hessen war, blickt zurück: "Die ,Operation Sichere Zukunft´ von Roland Koch steht für die wohl drastischsten Kürzungen, die der Verband und die soziale Arbeit in der Geschichte der hessischen Sozialpolitik je hinnehmen mussten. Viele unserer Mitgliedsorganisationen wurden die Landeszuschüsse gestrichen, anderen massiv gekürzt: Erziehungsberatungsstellen. Schuldnerberatung, Frauenhäuser, Bildungsprojekte. Maßnahmen zur beruflichen Integration waren betroffen und mussten zum Teil Beschäftigte entlassen oder Angebote drastisch kürzen. Wir haben mit unserem Protest die Kürzungen zwar nicht rückgängig machen können, aber wir konnten deutlich machen, wie wichtig unsere soziale Arbeit ist. Viele Kommunen haben dann eigene Mittel eingesetzt, die es unseren Mitgliedsorganisationen ermöglichsten zu überleben und ihre Angebote im Wesentlichen aufrechtzuerhalten. Und auch unsere Mitgliedsorganisationen haben unglaublich engagiert Wege der Kompensation gesucht. Heute kann man sagen: Sowohl innerhalb des Verbands als auch zwischen den Verbänden der Liga der Freien Wohlfahrtspflege hatte diese Aktion einen großen Solidarisierungseffekt."