Selbsthilfe-Gruppe für Long-Covid-Betroffene

„Mama, du bist eine Kämpferin!“

Sophia S.* ist im November 2020 an Covid 19 erkrankt. Nach wenigen Tagen geht es ihr so schlecht, dass sie nachts mit dem Rettungswagen ins Klinikum Darmstadt gebracht werden muss. Doch die Behandlung bringt keine Besserung. Wie schlimm es um sie steht, wird der 50-Jährigen klar, als der Arzt auf der Intensivstation erklärt, sie müsse ins künstliche Koma gelegt werden. Ein Schlaf, von dem sie nicht weiß, ob sie je wieder daraus erwachen wird. „Mama, du bist eine Kämpferin. Du schaffst das“, gibt ihr der ältere ihrer beiden Söhne mit auf den Weg ins Ungewisse. Später wird sie erfahren, dass ihre Chancen zu überleben, auf 20 zu 80 geschätzt wurden. „Irgendwann habe ich realisiert, dass ich wieder Stimmen höre“, erinnert sich die Darmstädterin. Von da an geht es bergauf. Sie lernt, wieder selbst zu atmen, kommt in eine stationäre Reha.

Wer sie heute fragt, wie es ihr geht, hört ein „ganz okay“. Aber das ist die geschönte Sicht, gemessen am schlimmen Zustand, den sie überlebt hat. Ja, sie geht wieder arbeiten. Aber sie schafft bei Weitem nicht mehr das Pensum, das sie früher schaffte. Sophia S. ist schnell erschöpft, hat Atemprobleme und Wortfindungsstörungen. Long Covid ist die Bezeichnung, die sich inzwischen dafür etabliert hat. Die Darmstädterin ist nicht (mehr) alleine damit. Sie hat eine Selbsthilfe-Gruppe gefunden, deren Sprecherin sie inzwischen ist. Es ist eine der ersten Selbsthilfegruppen für Betroffene von Long Covid, die in Hessen gegründet wurden. Ins Leben gerufen hat sie das Selbsthilfebüro Darmstadt der Paritätischen Projekte gGmbH.

Regelmäßig trifft Sophia S. sich nun in Ober-Ramstadt mit anderen Long-Covid-Patient*innen. Gegenseitig geben sie sich Halt und Unterstützung. Ganz Junge sind dabei, Anfang 20, genauso wie Ältere jenseits der 70. Manche probieren neue Therapien aus, erzählen von ersten Fortschritten, die auch den anderen Hoffnung geben. „In der Gruppe verstehen die Leute einen. Sonst braucht man das niemand zu erzählen, wie es einem geht“, sagt Sophia. Was sie durchgemacht hat und immer noch durchmacht, sei für die meisten Außenstehenden kaum nachvollziehbar.