Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter, fab e. V

Ehrenamt für Alle

Der Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter, fab e. V., wurde 1987 von Menschen mit Behinderungen gegründet. Er unterstützt Menschen mit Behinderung dabei, ihr Leben selbstbestimmt nach ihren eigenen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen leben zu können. Dafür hat die Selbstvertretungsorganisation ein breit gefächertes Beratungs- und Dienstleistungsangebot aufgebaut und vertritt auch auf politischer Ebene die Interessen von Menschen mit Behinderung. Heute beschäftigt der fab e. V. einschließlich der Kräfte im Assistenzdienst für Menschen mit  Behinderungen etwa 600 Mitarbeiter*innen, von denen viele selbst eine Behinderung haben. Um Vorstandsmitglied zu werden, ist eine Behinderung Voraussetzung.

Der Verein ist Mitgliedsorganisation des Bundesverbands Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben Deutschland und hat seinen Sitz im „Zentrum für selbstbestimmtes Leben Behinderter“ in Kassel.

Menschen mit Behinderung werden noch allzu oft einseitig wahrgenommen als hilfs- und unterstützungsbedürftig. Dabei sind viele nicht nur etwa in Familie oder Beruf aktiv, sondern engagieren sich darüber hinaus auch ehrenamtlich für andere. Dabei müssen sie jedoch oft hohe Hürden überwinden. Nicht nur bauliche Barrieren sind das Problem, häufig müssen die Betroffenen auch für Assistenzleistungen oder Hilfsmittel kämpfen, die ihnen ehrenamtliche Tätigkeiten ermöglichen.

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Um ehrenamtliches Engagement von Menschen mit Beeinträchtigung zu fördern, hat der Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter, fab e. V. in Kassel 2017 das Projekt „Ehrenamt für Alle“ gestartet. Dank finanzieller Förderung der Aktion Mensch über insgesamt fünf Jahre konnte ein breit gefächertes Beratungs-, Kurs- und Veranstaltungsangebot entwickelt werden. Zum einen für Menschen mit Behinderung, die sich ehrenamtlich betätigen möchten, zum anderen aber auch für Koordinator*innen der Freiwilligenarbeit, die sich über eine Einbeziehung von ehrenamtlich Aktiven mit Behinderung informieren möchten.

Wie kann ehrenamtliches Engagement von Menschen mit Behinderung aussehen? „Ganz vielfältig“, sagt Beraterin Christina Kirks, die selbst behindert ist und eigene Erfahrungen mit unterschiedlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten hat. Da ist zum Beispiel die junge Rollstuhl-Nutzerin, die regelmäßig den Bewohner*innen einer Einrichtung für Senior*innen vorliest. Oder die fast blinde Psychologie-Studentin, die beim Roten Kreuz mit Unterstützung einer sehenden Kraft als Erste-Hilfe-Ausbilderin tätig ist. Beispiele wie diese machen Mut. Und sie können helfen, Vorbehalte in Vereinen und Organisationen abzubauen. Auch viele Freizeitangebote des fab e. V. werden zum großen Teil von ehrenamtlich Engagierten mit und ohne Behinderung organisiert, wie etwa ein inklusiver Dart-Treff, der von einem ehrenamtlichen fab-Mitarbeiter ins Leben gerufen wurde, der selbst gehbehindert ist. Diese Aktivitäten finden überwiegend im freiRAUM statt, einem inklusiven barrierefreien Treffpunkt des fab e. V.

Menschen mit Behinderung as Expert*innen in eigener Sache
„Häufig werden Menschen mit Behinderung in erster Linie als Hilfeempfänger*innen wahrgenommen und nicht als engagierte Bürger*innen, die anderen etwas zu geben haben. Unser Projekt soll auch zu einem Bewusstseinswandel beitragen“, betont Projektleiterin Birgit Schopmans, die von Geburt an sehbehindert ist und vor 20 Jahren erblindete. Die fab-Mitgründerin ist neben der Projektleitung hauptsächlich Ansprechpartnerin in der Informations- und Kontaktstelle des Vereins. Seit 30 Jahren berät sie als Peer-Counselerin Menschen mit Behinderung. Der Begriff Peer Counseling kommt aus den USA und meint die Beratung von Betroffenen für Betroffene. Menschen mit Behinderung können aufgrund ihrer eigenen Erfahrung anderen glaubwürdig Mut machen. Sie sind Expert*innen in eigener Sache. Das bringt eine besondere Qualität der Beratung. Die eigene Betroffenheit alleine reicht

aber nicht aus, um professionell beraten zu können. Darum wurde eine einjährige Qualifikation entwickelt, an der auch Berater*innen des fab e. V. mitgewirkt haben, die eine Behinderung haben. Lehrinhalte sind unter anderem die Reflexion der eigenen Behinderung, Gesprächsführungstechniken und behindertenrechtliche Aspekte.