Die AIDS-Hilfen

Weniger HIV-Infizierte, aber viele Vorurteile

Am Anfang stehen: Trauer – weil nahe Angehörige, Freunde oder Bekannte an AIDS gestorben sind und immer neue Opfer hinzukommen. Verzweiflung – weil dieser tückischen Krankheit nicht beizukommen ist. Und Wut – weil mit dem Ausbruch der Epidemie Ausgrenzung und Anfeindungen vor allem gegenüber schwulen Männern deutlich zunehmen. 1985 entsteht vor diesem Hintergrund die AIDS-Hilfe Frankfurt (AHF). Schon früh sensibilisiert sie mit ihrer Arbeit dafür, dass HIV über die medizinischen und gesundheitspolitischen Aspekte hinaus auch gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Denn nicht nur das Virus bedroht die Menschen, sondern auch Diskriminierung und Ausgrenzung.

Führte eine HIV-Infektion in den ersten Jahrzehnten nach Ausbruch der Epidemie fast immer zu AIDS und meist zum Tod, so hat die Medizin inzwischen deutliche Fortschritte erzielt. Zwar ist die Krankheit immer noch nicht heil-, aber so gut behandelbar, dass im Blut keine Viren mehr nachweisbar sind und die Betroffenen eine gute Lebensqualität und nahezu eine normale Lebenserwartung haben. Auch die Zahl der Neu-Infizierten ist in Deutschland stetig gesunken, während weltweit die Lage deutlich schlechter aussieht. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass sich 2020 etwa 2.000 in der  Bundesrepublik lebende Menschen angesteckt haben. Mitte der 1980er Jahre waren es mehr
als 5.000 jährlich. Demnach lebten Ende 2020 rund 91.400 Menschen mit HIV in Deutschland.

Trotz gesunkener Ansteckungszahlen hat die Arbeit der AHF nicht an Bedeutung verloren. Neben den Angeboten für Menschen, die mit HIV leben, spielen vor allem Aufklärung, Prävention und auch Antidiskriminierungsarbeit eine wichtige Rolle. Bei der Studie „positive stimmen 2.0“ im Jahr 2021 berichteten immerhin 95 Prozent der Befragten von Ablehnung und Benachteiligung, Tratsch und Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen und Schuldzuweisungen. Oft werde HIV mit Homosexualität, negativ bewertetem Sexualverhalten und Drogenkonsum in Zusammenhang gebracht. Auch im Gesundheitswesen seien Diskriminierungen nicht selten. Im Krankenhaus bekämen Infizierte beispielsweise mitunter eine Extra-Toilette zugewiesen – obwohl normale Hygieneregeln völlig ausreichten, da als hauptsächlicher Übertragungsweg für das HI-Virus ungeschützter Sex gilt. Im Arbeitsleben herrsche immer noch die veraltete und falsche Vorstellung, dass Menschen, die mit HIV leben, weniger leistungsfähig oder häufiger krank seien.

Die AIDS-Hilfe Frankfurt und ihr Angebot
Die AHF hat sich schnell von der Selbsthilfe-Initiative zur professionellen Hilfsorganisation mit einem enorm großen Angebot entwickelt: Es reicht von der anonymen Telefonberatung bis zum Betreuten Wohnen, von der Aufklärung in Schulklassen bis zum Ort des Gedenkens, dem AIDS-Memorial im Peterskirchhof. Die AHF betreibt Einrichtungen wie maincheck, das Zentrum für Sexualität, Identität und Gesundheit, KISS, die Kriseninterventionsstelle für Stricher, und La Villa, eine Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete schwule junge Männer, aber auch Trans*-Personen und genderfluide Menschen. Nicht zu vergessen: das Switchboard, das einzige Café einer Aidshilfe, das seit 1988 als DER Treff für Schwule in Frankfurt gilt. Und das La Strada, das Drogenhilfezentrum im Frankfurter Bahnhofsviertel.

Zum Paritätischen Hessen gehören auch die AIDS-Hilfe Darmstadt, die AIDS-Hilfe Fulda, die AIDS-Hilfe Gießen, die AIDS-Hilfe Hanau und Mian-Kinzig-Kreis, die AIDS-Hilfe Kassel, die AIDS-Hilfe Marburg, die AIDS-Hilfe Offenbach und der Landesverband AIDS-Hilfe Hessen.